Das elektronische Fernsehen wurde erstmals am 7. September 1927 in San Francisco erfolgreich vorgeführt. In der Schweiz begannen die ersten Fernsehübertragungen im Jahr 1939.1963 überholte das Fernsehen erstmals die Zeitungen als Informationsquelle.
Wenn man bedenkt, dass das Medium heute als „uralt“ bezeichnet werden kann, ist es dann noch relevant? Welche Rolle – wenn überhaupt – spielt es für moderne Brands?
Was ist TV überhaupt?
Vielleicht klingt das wie eine seltsame Frage, doch angesichts der breiten Landschaft der digitalen Medien müssen wir etwas Klarheit schaffen. Obwohl klar ist, dass es sich bei Videoanzeigen auf Plattformen wie TikTok und Facebook um Social Media Anzeigen handelt, gibt es viele Überschneidungen. So sehen sich viele Menschen zum Beispiel über YouTube Sendungen auf ihrem Fernseher an. Gehört das ebenfalls zum „richtigen Fernsehen“?
Yoeri Gabriel Callebaut, Co-CEO und Chief Growth & Marketing Officer von Kingfluencers, sagte: „Ich nutze nur Streaming Dienste wie Netflix, Disney +, Apple + oder CNN live.“ Das Gleiche gilt für Megan Bozman, Content Autorin von Kingfluencers, deren Familie sich 2017 vom Kabelfernsehen trennte und nur noch Streaming Dienste verwendet, die über Roku zugänglich sind.
Sehen wir ohne Live-TV überhaupt noch „TV“?
Die Landschaft im Wandel: TV definiert
Beginnen wir mit einigen Definitionen, die von StackAdapt, einer programmatischen Self Service Plattform, stammen. «Lineares Fernsehen ist im Wesentlichen Live Fernsehen… Es wird aufgrund der Art und Weise, wie der Content konsumiert wird, als „lineares“ Fernsehen bezeichnet. Die Zuschauer:innen können das Programm nur zur geplanten Zeit und über einen bestimmten Kanal sehen.“ Lineares Fernsehen umfasst sowohl den (kostenlosen) Rundfunk als auch das Kabelfernsehen.
In Bezug auf Werbung umfasst „Connected TV (CTV) jede Werbung, die vor oder nach dem Streaming von Content auf vernetzten TV-Geräten abgespielt wird, während lineare TV-Werbung in den Werbepausen des herkömmlichen Fernsehprogramms gezeigt wird.“
Over-the-Top (OTT) ist der Begriff, der die Bereitstellung von TV-Content über das Internet und über das herkömmliche, geschlossene TV-System beschreibt.
CTV ist eine Teilmenge von OTT. OTT ist die Methode zur Bereitstellung von Video Content, und CTV ist das Gerät, auf dem die Zuschauer:innen diesen Content sehen.
Um Brands dabei zu helfen, sinnvolle Verbindungen zu schaffen, bezeichnet Kingfluencers alle oben genannten Punkte als „TV“.
Der Aufstieg – und Fall – des Kabelfernsehens
Von 1980 bis 1990 wuchs die Zahl der Kabelnetze von 28 auf 79 und fragmentierte die Fernsehlandschaft. Die frühen 2010er Jahre wurden als das goldene Zeitalter des Kabelfernsehens bezeichnet. Im Oktober 2010 waren über 105 Millionen US-Fernsehhaushalte Pay-TV-Abonnent:innen, was einer Marktdurchdringung von über 90% der Fernsehhaushalte entspricht. Im Jahr 2013 verfügte der durchschnittliche TV-Haushalt über 189 Kanäle. Wenn man bedenkt, dass sie nur 17 dieser 189 Kanäle gesehen haben, ist die Frustration über die TV-Abo-Bündel leicht zu verstehen. In allen Branchen möchten Konsument:innen vermeiden, für Dinge zahlen zu müssen, die sie nicht wollen. In der Schweiz brachte das Aufkommen des Kabelfernsehens viele verschiedene Programme mit sich, wenn man bedenkt, dass in der Schweiz vier verschiedene Sprachen gesprochen werden. Während der reguläre Sendebetrieb auf Deutsch und Französisch begann, so wurden auch italienische und sogar einige rätoromanische Kanäle eingeführt. Abgesehen von ein paar lokalen Versuchen hatte die SRG als Anbieterin von Schweizer Fernsehprogrammen lange Zeit eine monopolartige Stellung. Die eigenproduzierte Unterhaltung beschränkte sich lange Zeit fast ausschliesslich auf Show- und Quizsendungen, während fiktionale Angebote vor allem aus dem (benachbarten) Ausland oder den USA kamen.
Es überrascht nicht, dass das Streaming einen bedeutsamen Einfluss auf das Kabelfernsehen hat, so wie das Kabelfernsehen vor Jahrzenten auf das Rundfunkfernsehen. Streaming führt nun zu einem Rückgang der Kabel-TV-Abonnements. Die Kabelunternehmen haben lange darum gekämpft, das profitable Geschäftsmodell der „fetten Kabelbündel“ aufrechtzuerhalten, haben aber 2015 damit begonnen, die aufgeblähten Bündel zu reduzieren, um so die Flut der Cord-Cutters aufzuhalten.
In einem TechHive Artikel aus dem Jahr 2017 werden mehrere Ereignisse beschrieben, die „eine Katastrophe für das aufgeblähte TV-Paket bedeuten“, da die Zahl der Kabel-Abonnements zurückgeht und eine Reihe miteinander verflochtener Kräfte das TV-Paket auseinanderreissen. In der Zwischenzeit ergreifen Streaming Dienste umfangreiche Massnahmen, um die Aufmerksamkeit der Konsument:innen zu gewinnen – und vor allem zu behalten. Im Jahr 2018 lieferten Streaming Plattformen wie Hulu und Amazon Prime zum ersten Mal mehr originale Serienprogramme als Rundfunk und Kabelnetzwerke.
Die wachsende Popularität des Fernsehens in der Schweiz
Der Fernsehkonsum der Schweizer:innen zwischen 15 und 29 Jahren ist seit 2020 um 57,7 % gestiegen. Gemäss IGEM sehen 6,3 Millionen Schweizer:innen (94% der Gesamtbevölkerung) fern, und 65% der Schweizer Bevölkerung sieht täglich fern (ohne Streamingdienste). Im Durchschnitt schauen Schweizer:innen zwischen 15 und 29 Jahren täglich 108 Minuten TV. In den älteren Altersgruppen ist diese Zahl sogar noch höher. Das klassische Fernsehen hat mehr als doppelt so viele Zuschauer:innen wie Netflix (2,8 Millionen / 42%). Im Vergleich zu YouTube (4,6 Millionen, 68%) hat das Fernsehen 1,7 Millionen mehr Zuschauer:innen.
Weltweit ist die Zahl der Fernsehzuschauer:innen weiterhin stetig gestiegen und wird bis 2026 voraussichtlich 5,68 Milliarden Menschen erreichen. Die diesjährige Tour de France verzeichnete für die Mitglieder:innen der Europäischen Rundfunkunion (EBU) die höchste Zahl an Fernsehzuschauenden seit 2015, gemessen an der Anzahl der gesehenen Stunden.
Die Medienunternehmen haben diese Chancen erkannt und investieren verstärkt in verschiedene Bereiche. Sky Studios strebt eine „signifikante Erhöhung“ der Investitionen in Dramen und Comedy an und wird allein in diesem Jahr 200 Originalsendungen produzieren. Der Pay-TV-Gigant hat kürzlich den für den Academy Award nominierten Produzenten Tobias Rosen in der neu geschaffenen Position des Vizepräsidenten in Deutschland eingestellt.
TV ist ein starkes Medium für Verbindungen
Die Rolle des Fernsehens im Leben der Menschen geht weit über reine Unterhaltung hinaus. Das Fernsehen hält uns weltweit auf dem Laufenden, angefangen vor Jahrzehnten mit Ereignissen wie der ersten Mondlandung und dem Fall der Berliner Mauer.
Das Fernsehen baut Verbindungen auf, über Grenzen hinweg sowie innerhalb von Städten und Wohnzimmern. Wenn wir unserer Lieblingssportmannschaft zuschauen, können wir gemeinsam mit unseren Nachbarn feiern (oder trauern, je nachdem). Wir können gespannt darauf warten, wem der Bachelor eine Rose gibt oder wer nicht gut genug hinter Lizzo tanzt und aus dem Haus fliegt.
Die Menschen können diese Geschehen gemeinsam geniessen, egal ob wir auf demselben Sofa sitzen oder nicht. In Kombination mit der Macht von Social Media können wir in Echtzeit und auf globaler Ebene über das Programm diskutieren. Ein kurzer Blick auf Plattformen wie TikTok oder Reddit zeigt zahlreiche Beiträge zum Thema Fernsehen, die sich mitunter gegen die Macher:innen der Show auflehnen und zu komischen Ergebnissen führen.
In Teil 2 werden wir untersuchen, wie Fernsehen und Influencer:innen ein starkes Duo für Brands bilden, und einen Blick darauf werfen, was als Nächstes anstehen könnte.
Author: Megan Bozman, Owner @Boz Content Marketing